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09. März 2021

Schicht für Schicht nachhaltig

#4 Künstlerische Wandgestaltung im Carlowitz Congresscenter Chemnitz // Interview mit dem Künstler René Seifert zu seinem Kunstprojekt

Der vierte Künstler, den wir Ihnen heute im Rahmen der Reihe „Künstlerische Wandgestaltung im Carlowitz Congresscenter Chemnitz“ vorstellen möchten, lebt und arbeitet in Berlin und Plauen. René Seifert hat die Wände im Raum AQUA und im SILVA-FOYER im neuen Congresscenter gestaltet. Im Interview beschreibt er seine beiden Kunstwerke.
 
Interview mit René Seifert
 
1. Wie sind Sie damals auf die Ausschreibung zur künstlerischen Wandgestaltung aufmerksam geworden und was hat sie an der Aufgabe gereizt?
Meine Galerie in Chemnitz, die Galerie Borssenanger, hat mich auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht. Nach der Lektüre war ich sofort interessiert. Ich war begeistert von der Möglichkeit durch einen Wettbewerb die Chance zu erhalten, mitten im Zentrum von Chemnitz, an einem überregional bedeutsamen Ort, dauerhafte Arbeiten im öffentlichen Raum realisieren zu können, wenn ich denn überzeugen könnte. Außerdem passte die Ausschreibung thematisch genau zu meinem Arbeitsansatz (Nachhaltigkeit, Recycling, gesellschaftliche Narrative). Es wurden malerische Lösungen gesucht, die zur Neuinterpretation des Ortes passen. Diese Herausforderung hat mich angesprochen. 
 
2. Sie hatten u.a. die Aufgabe, die 90 Lichtkästen im Silva-Foyer zu gestalten. Wie haben Sie den Wald künstlerisch an den Lichtkästen umgesetzt? Was verbirgt sich hinter den einzelnen Schriftzügen in Ihrem Kunstwerk?
Die gegossenen Betonelemente im Innenbereich des Gebäudekomplexes beziehen sich auf den versteinerten Wald, der in Chemnitz gefunden wurde und vor ca. 291 Millionen Jahren entstand. Dieser Gestaltungsansatz aus den 70er Jahren liefert den Rahmen für meine Arbeit. Ich möchte den Bogen spannen vom fossilen Baum aus Stein zum Baum als Rohstofflieferant für die Informationsgesellschaft und als Lebewesen, das dem Klimawandel entgegenwirkt. 
 
In meinen malerischen Arbeiten der vergangenen Jahre habe ich intensiv mit Papier als bildgebendes Material gearbeitet. Es ist Informationsträger und Abfallprodukt zugleich. Für meine Malerei sind dabei zwei Ansätze entscheidend: Wie gehe ich mit dem Informationszeitalter und seinen gesellschaftlichen Erzählungen um? Wie kann ich im Prozess das Material achten und recyceln und darüber hinaus zu etwas Eigenständigem verwandeln? Für meine Wandarbeit habe ich Zeitschriften aus Chemnitz und überregionale
 
Magazine gesammelt, die auf verschiedene Weise das Thema „Nachhaltigkeit“ behandeln. Dabei geht es um Fragen des Umgangs mit Ressourcen, der Energieerzeugung, Rechte von Minderheiten, Frauenrechte und Design aus sauberen Quellen. Ich habe die Magazine zerlegt, gruppiert und neu zusammengefügt, indem ich, wie beim Plakatieren, Seite für Seite übereinander geklebt habe. Dazwischen habe ich Farbe und Pigment eingemalt. So wuchs allmählich Schicht für Schicht ein organisch-gesellschaftlicher Hybridraum. Als genug Schichtstärke von mehreren Zentimetern erreicht war, arbeitete ich mich mit technischem Gerät, wie ein Archäologe oder Bergmann, wieder in das Material hinein. Die so entstandene „Decollage“ weist eine, chaotische und hochkomplexe Textur auf, wie sie auch in der Natur vorkommt. Zum Beispiel, wenn man Stein schneidet oder Satellitenaufnahmen betrachtet.
 
Die Wandarbeit im Carlowitz Congresscenter besteht aber nicht aus dem Originalmaterial, sondern ist als digitaler Druck auf Lichtkästen realisiert. Dadurch bekommt das Thema noch eine digitale Qualität und wirkt wie eine Leuchtreklame, die aber nur noch fragmentarische Inhalte bereitstellt, welche die Betrachter*innen im Detail erkunden können.

3. Welche Idee verbirgt sich hinter Ihrer Kunst auf den Lochblechen im Raum AQUA?
Meine Wandmalerei leitet sich aus einer emotionalen Vorstellung und Erinnerung von Wasser her. Ich möchte die unendliche Vielgestalt von Wasser als Stimmung in den Raum einfließen lassen. Die Farben und Dynamiken sollen sich kraftvoll und ruhig zur Architektur gesellen und einen Kontrast setzen.  

Über René Seifert:
René Seifert, geboren 1981 in Plauen, studierte an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin und Plauen. In seiner Vita reihen sich nationale und internationale Ausstellungen aneinander, u.a. hat er in Louxembourg, Miami, Wien, Wolfsburg sowie in Hamburg, Chemnitz und Leipzig ausgestellt.

Über das Kunstprojekt:
Das neue Carlowitz Congresscenter Chemnitz möchte nicht nur durch ein nachhaltiges Kongresskonzept punkten, sondern seine Gäste auch durch Kunst nachhaltig inspirieren. Die Räume des Congresscenters tragen lateinische Namen aus der Natur oder von Elementen von AQUA (Wasser) bis Ventus (Wind). Sie zahlen auf das architektonische Hauptthema der Innenarchitektur ein: Metamorphose – Atmosphäre Natur.
Für die Räume wurden kreative Gestaltungen der Wände, passend zu den jeweiligen Raumnamen, gesucht. Aus einer Ausschreibung für Kunstschaffende und Künstler wählte eine Jury fünf Künstler aus, die sich an der Ausgestaltung beteiligten, darunter: Peter Kallfels (Chemnitz), Janina Kracht (Dresden), Katja Lang (Chemnitz/Berlin), Michal Schmidt (Erfurt) und René Seifert (Plauen/Berlin).
 
Wir stellen die einzelnen Akteure in den kommenden Wochen vor. Die Interviews lesen Sie hier:
www.carlowitz-congresscenter.de/kunst
 
Über das Carlowitz Congresscenter Chemnitz:
Ende 2020 öffnete das Carlowitz Congresscenter – das neue Zentrum für Wissen und Gewissen. Direkt an der Stadthalle Chemnitz im Herzen der Innenstadt gelegen, bietet es ein innovatives Ambiente für den kreativen Austausch und nachhaltige Begegnungen. Mit dem neuen Congresscenter erweiterte die
C³ Chemnitzer Veranstaltungszentren GmbH ihr Portfolio um eine weitere Spielstätte. Zum Unternehmen gehören fünf Eventlocation, darunter Stadthalle Chemnitz, Messe Chemnitz, Wasserschloß Klaffenbach, Stadion an der Gellertstraße und das Carlowitz Congresscenter Chemnitz.
 

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